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11. Juli 2017

4. Veranstaltung „ZUKUNFT KOMMUNALE KLINIKEN“ mit Prof. Karl Lauterbach und Prof. Boris Augurzky: Der große Umbruch der Versorgungslandschaft wird bald kommen

 

Am 5. Juli 2017 veranstaltete Seufert gemeinsam mit der Unternehmensberatung Oberender & Partner das vierte Jahr in Folge die Expertenrunde „Zukunft Kommunale Kliniken". Die Veranstaltung, die sich vorwiegend an kommunale Entscheider richtete, bot in vertraulichem Rahmen Gelegenheit, gemeinsam mit den Referenten Prof. Dr. Dr. sc. (Harvard) Karl W. Lauterbach, MdB, und Prof. Dr. Boris Augurzky offen über die Zukunft kommunaler Kliniken und die damit verbundenen Herausforderungen zu diskutieren.

Seufert Health-Care Partner Dr. Thomas Vollmöller führte mit einem Bericht über die praktischen Auswirkungen des Krankenhausstrukturgesetzes (KHSG) in die Veranstaltung ein. Unter anderem monierte er das ungeordnete Nebeneinander von Qualitätsvorschriften (GBA-Richtlinien, Krankenhausplanung, Rechtsverordnungen, OPS-Definitionen etc.), die zu einer Überregulierung geführt hätten, aber im Ergebnis bisher vielfach nur auf dem Papier für mehr Qualität sorgten.

Im Anschluss stellte Professor Augurzky die Ergebnisse des aktuellen Krankenhausratingreports vor. Danach hat sich die Situation der Krankenhäuser zwar gegenüber den Vorjahren stabilisiert. Insbesondere die bayerischen Krankenhäuser haben jedoch nach wie vor ein überproportionales Insolvenzrisiko und ab ca. 2022 wird sich die Situation für die Krankenhäuser allgemein v.a. aufgrund der demographischen Entwicklung und des medizinisch-technischen Fortschritts dramatisch verschlechtern, wenn man nicht investiv und strukturell rechtzeitig gegensteuere. Der sich abzeichnende Personalmangel werde sich in wenigen Jahren ebenfalls fatal auswirken, ohne dass die Möglichkeiten der biogenetischen – sog. „personalisierten" Medizin und des „Deep Learning" der sog. „Künstlichen Intelligenz" und der Robotik dies bereits hinreichend auffangen könne.

Professor Lauterbach skizzierte in der Folge in einer profunden Darstellung der medizinischen Megatrends die Versorgungsnotwendigkeiten der nächsten Jahrzehnte, denen viele Häuser in der gegenwärtigen Struktur nicht gewachsen seien. Ein Umbruch werde unvermeidlich sein. Neben einem signifikanten Trend zur Ambulantisierung (so würde beispielsweise mit teils deutlich besseren Ergebnissen bereits heute nur ein Bruchteil endoprothetischer Knieoperationen in den USA noch stationär durchgeführt), würden sich die Volkskrankheiten von Herz-Kreislauf hin zu Onkologie und neuronalen Defekten (wie Demenz und Alzheimer) entwickeln. Die optimale Behandlung dieser Krankheiten erfordere dabei eine stark interdisziplinär ausgerichtete Spitzenmedizin, die in kleinen Einrichtungen nicht isoliert gewährleistet werden könne. Die Überlebenschancen von Patienten in der sog. „Todeszone" (das sind Patienten, die noch geheilt werden können, aber nur wenn sie optimal behandelt werden) werde dabei immer mehr davon abhängen, von den richtigen Ärzten im richtigen Krankenhaus behandelt zu werden. Die Aufgabe der Zukunft müsse sein, diese Versorgungsqualität zu organisieren und für die Fläche bereit zu stellen.